Leider kommst du als Pferdehalter manchmal nicht drum herum: Bei einigen Verletzungen oder Krankheiten deines Tieres ist ein isoliertes Stehen in der Box unumgänglich. Das hat zur Folge, dass sich dein Pferd ziemlich langweilen kann. Doch wie streng solltest du es mit der Boxenruhe nehmen? Kannst du deinem Pferd erlauben, sich auch ab und zu mal zu bewegen? Und falls nicht: Wie kannst du es beschäftigen?
In unserem Ratgeber erfährst du Wissenswertes über die Boxenruhe beim Pferd.
Inhaltsverzeichnis
Wann ist die Boxenruhe fürs Pferd nötig?
Es gibt manche Krankheiten oder Verletzungen, bei denen eine Boxenruhe für dein Pferd leider notwendig ist. Gründe für die Boxenruhe sind zum Beispiel:
- Huflederhautentzündung, Hufrehe
- Hufgeschwür
- Gelenkentzündungen
- Gipsverbände
- Hohes Fieber
- Sehnenverletzungen
- Phlegmone (angelaufene Beine, dicke Beine)
- Zeit nach einer OP
- Quarantäne wegen Infektionskrankheit
Wenn dein Pferd nur schwach lahmt, kannst du es nach Absprache mit dem Tierarzt ggf. weiter vorsichtig bewegen. Wie stark es lahmt, sollte man auf jeden Fall ohne Schmerzmittel prüfen, da die Verletzung schließlich weiterhin existiert.
MERKE:
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Ist Boxenruhe mit dem sozialen Verhalten des Pferdes vereinbar?
Die eigentliche Boxenruhe dauert meist nur ein paar Tage. Sie verordnet der Tierarzt beispielsweise nach einer Operation oder bei einer schweren Verletzung. Natürlich ist Boxenruhe für das Pferd als soziales Herdentier nicht optimal, weswegen du es auch nur im Ernstfall isolieren solltest. Pferde sind in freier Wildbahn jeden Tag viele Kilometer unterwegs und stehen auch auf der Weide selten ganz still. Deshalb ist ein längerer Aufenthalt in der Box wenig vereinbar mit dem natürlichen Verhalten.
Dein Pferd leidet schnell unter Langeweile, da es seine Energie nicht verbrauchen kann. Es kann zu sogenannten Übersprungshandlungen wie Scharren, Treten und Weben kommen. Oder der Vierbeiner malträtiert Futtereimer und alles, was in einer Box nicht niet- und nagelfest ist. Um genau solche Probleme zu vermeiden, sollte die Boxenruhe nicht einen völligen Stillstand für dein Pferd bedeuten.
Ist leichte Bewegung während der Boxenruhe möglich?
Auf den ersten Blick scheint Bewegung im Widerspruch zum Zweck der Boxenruhe zu stehen. Bei vielen Krankheiten ist es jedoch möglich oder sogar besser, wenn sich dein Pferd ein wenig bewegt. Du förderst damit die Durchblutung und den Lymphabfluss. Außerdem wirkst du auf diese Weise dagegen an, dass die Muskeln nicht ständig schwächer werden.
Dein Tierarzt bespricht mit dir ausführlich, wann und wieviel du dein Pferd wieder leicht bewegen darfst. Der Bewegungsplan ist abhängig von der gestellten Diagnose.
Mit „leichter Bewegung“ ist jedoch nicht der stundenlange Weidegang in der Herde gemeint. Hier besteht ein zu hohes Risiko, dass sich der Zustand deines Pferdes verschlechtert. Der Bewegungsplan könnte aber Folgendes beinhalten:
- Langsames Führen im Schritt
- Gehen auf dem Laufband oder in der Führanlage
- Bewegen bei einem Aquatraining für Pferde
- Training in einem Pferde-Reha-Zentrum
WICHTIG => Dies alles ist nur mit dem Einverständnis des behandelnden Tierarztes erlaubt!
Entscheidend ist außerdem, dass du dein Pferd und seine Körpersprache beobachtest und das Training immer der jeweiligen Situation anpasst.
BEACHTE:
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Wie beschäftigst du dein Pferd während der Boxenruhe?
Dass bei der „Boxenhaft“ bald Langeweile aufkommt, ist nichts Außergewöhnliches. Damit dein Vierbeiner jedoch nicht durchdreht, musst du ihm Beschäftigung schaffen und ihn vom Stillstehen ablenken. Hierfür sind beispielsweise mentale Aufgaben geeignet, die dem Pferd etwas Denkarbeit ermöglichen. Aber auch mit anderen Maßnahmen kannst du dein Pferd ablenken.
Abwechslung: Tipps für die Beschäftigung deines Pferdes während der Boxenruhe
Heunetze
Hänge ein engmaschiges Heunetz für Pferde auf! Mit dem Heunetz kann sich dein Pferd über längere Zeit mit artgerechter „Nascherei“ von seinem langweiligen Alltag ablenken.
Knabberäste
Bringe einen Ast zum Knabbern in der Box an! Obstbaumäste eignen sich dafür besonders gut.
Schrubberbürsten an der Wand
An den Wänden kannst du Bürsten montieren, an denen sich dein Pferd schrubben und massieren kann. Manche Pferde haben dabei riesigen Spaß.
Intensive Pflegemaßnahmen
Auch über ein ausgedehntes Pflegeprogramm wird sich dein Pferd freuen – z. B. langes Striegeln, das den Energiefluss in Schwung bringt. Achte darauf, dass du ggf. verletzte Bereiche aussparst. Der ausgeprägte Körperkontakt durch das Putzen und Striegeln fördert außerdem eure Beziehung. Nimm dir Zeit und streichle und massiere das Tier an seinen bevorzugten Stellen.
Massagen und Akupressur
Mit Massage und Akupressur lenkst du dein Tier außerdem von seiner öden Situation ab. Sanfte und streichelnde Handbewegungen kannst du selbst durchführen. Eine richtige Massage oder Akupressur lässt du von einem Profi verrichten oder du lässt dich anleiten.
Balance-Pads
Mit Balance-Pads aktivierst du die Tiefenmuskulatur und sprichst das propriozeptive System des Vierbeiners an. Das Pad bringt das Pferd immer wieder ein wenig aus dem Gleichgewicht, so dass es sich neu ausbalancieren muss. Wenn dein Pferd ein Problem am Bewegungsapparat hat, solltest du das Verwenden der Balance-Pads unbedingt mit deinem Tierarzt abklären.
„Apfelfischen“
Mit „Apfelfischen“ sorgst du für eine weitere unterhaltsame Beschäftigung für dein Pferd. Hierfür gibst du Äpfel in einen mit Wasser gefüllten Eimer. Dein Pferd muss sie erst „herausfischen“, bevor es sie genüsslich verzehren kann. Das ist auch für dich vermutlich sehr kurzweilig.
Leckstein
Auch Lecksteine für Pferde vertreiben die Langeweile während der Boxenruhe. Wenn du Lecksteine einsetzt, achte darauf, dass sie keine Zucker oder Zuckerersatzstoffe enthalten.
Target-Training
Ebenso bietet das Target-Training in der Box deinem kranken Vierbeiner willkommene Abwechslung. Dafür bringst du ihm bei, einen Gegenstand (z. B. einen Softball an einem Stab) zu berühren oder ihm zu folgen. Kleine Erfolge belohnst du sofort mit ausgiebigem Lob.
„Hütchen-Spiel“
Wenn du Leckerlis unter einem von zwei oder drei Eimern versteckst, muss dein Pferd aufpassen und verstehen, welchen Eimer es umkippen muss. Nur so gelangt es an das Leckerli. Damit es funktioniert, solltest du das Tier langsam an das Spiel heranführen und es mit Lob ermutigen.
HINWEIS:
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Was fütterst du deinem Pferd während der Boxenruhe?
Damit dein Pferd während der Boxenruhe nicht zunimmt, solltest du die Fütterung an den verminderten Energiebedarf deines Pferdes anpassen. Bei einem 600 Kilogramm schweren Pferd entspricht der Erhaltungsbedarf etwa der Fütterung von drei Kilogramm Stroh und acht Kilogramm Heu.
HINWEIS:
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Wie kannst du durch das passende Futter den Heilungsprozess unterstützen?
- Omega-3-Fettsäuren bilden zum Beispiel entzündungshemmende Prostaglandine. Da es durch das ausschließliche Füttern von Heu und Stroh zu einem Defizit kommen kann, empfiehlt sich eine Zugabe von Leinöl und Ölsaaten.
- Zink sollte man besonders nach Operationen und schweren Verletzungen zufüttern, da es die Zellregeneration anregt und die Wundheilung unterstützt.
- Bei Knochenbrüchen kannst du Kupfer und Mangan ergänzen. Ebenso solltest du auf einen ausgeglichenen Zink-, Phosphor- und Kalziumhaushalt achten.
- Der Magnesiumbedarf ist meist über das Heu ausreichend gedeckt. Bei Sehnenschäden kann es jedoch helfen, wenn du zusätzlich Magnesium, Selen und Vitamin E verabreichst.
- Da sich dein Pferd so wenig bewegt, ist seine Verdauung nicht ausreichend angeregt. Damit ist die Gefahr einer Kolik erhöht. Um die Verdauung zu fördern, gibst du deinem Pferd jeden zweiten Tag zusätzlich Leinsamen und Weizenkleie.
=> Die Fütterung während der Boxenruhe sollte energiearm und gleichzeitig reich an Nährstoffen sein, die die Regeneration fördern. Sprich mit deinem Tierarzt, ob du Ergänzungsfuttermittel für Pferde verabreichen solltest!
HINWEIS:
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Quellen:
equusvitalis.de/info/magazin/die-richtige-fuetterung-bei-boxenruhe
pferde.de/magazin/boxenruhe-7-tipps-gegen-langeweile/
equidocs.de/blog/notwendiges-uebel-wie-mit-der-boxenruhe-beim-pferd-umgehen/
ehorses.de/magazin/balance-pad-pferd
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