Ein Beinbruch bei deinem Pferd gehört zu den schwerwiegendsten Verletzungen und ist für dich als Eigentümer oder Reiter wohl der schlimmste Alptraum. Es ist noch nicht sehr lange her, dass ein Tier deshalb unweigerlich eingeschläfert werden musste.
Die Entwicklung in der Tiermedizin und in den Behandlungsmethoden hat sich jedoch deutlich verbessert. Immer häufiger eröffnen sich dadurch Chancen, das Leben des Pferdes zu retten und es in vielen Fällen sogar wieder reiten zu können. Entscheidend ist immer die Art und die Schwere der Fraktur.
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen gibt es für einen Beinbruch?
Ein Beinbruch kann in zahlreichen Situationen passieren – beim Galopp, beim Springtraining, beim ausgelassenen Spielen auf der Koppel. Verglichen mit der Anatomie des Menschen, sind die Beinknochen eines Pferdes sehr lang und relativ ungeschützt gegen Tritte und Schläge, da sie nur von wenig Haut und Muskelgewebe umgeben sind. Außerdem ist das zu tragende Gewicht im Verhältnis viel größer, erst recht, wenn noch das Körpergewicht einer Reiterin oder eines Reiters hinzukommt.
Durch die Länge der Beine können zwar große vertikale Kräfte aufgenommen und abgefangen werden, nicht aber horizontale.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat gezeigt, dass überwiegend Reitpferde von Beinbrüchen betroffen sind. In 43 % aller Fälle traten die Brüche während des Aufenthalts auf einer Koppel auf, und zwar durch Tritte von Artgenossen.
Extreme Beanspruchung oder Fehlbelastungen machen die Beine deines Pferdes anfällig für Frakturen. Wenn Muskeln, Bänder und Sehnen den Belastungen nicht mehr standhalten können und die Beine nicht mehr ausreichend stabilisieren, kommt es häufig zu sogenannten Stressfrakturen. Bei Renn- und Springpferden sind es meist Brüche des Fesselbeins.
Was ist im Ernstfall zu tun?
Wenn dein Pferd bei einem Unfall einen Beinbruch erleidet, entscheiden die ersten Minuten danach über Leben und Tod des Tieres. Deshalb kommt es besonders darauf an, ob du richtig reagierst. Wenn du auch nur das geringste Anzeichen einer Fissur oder eines Bruchs feststellt, darfst du dein Pferd nach Möglichkeit nicht mehr bewegen. Denn jeder weitere Schritt kann eine Fissur zu einem Bruch werden lassen oder bei einem vorhandenen Bruch die Bruchstelle verschieben.
Anschließend musst du dafür sorgen, dass auf schnellstem Wege eine Tierarzt oder eine Tierärztin kommt und das betroffene Bein mit einer mobilen Röntgentechnik untersucht, um dann die weiteren notwendigen Schritte einzuleiten.
Falls ein offener Bruch festgestellt wird, kann der Mediziner ein Antibiotikum spritzen, um das Risiko einer Infektion zu senken. Anschließend wird das Bein fixiert, damit sich die Bruchstelle auf dem Transport in die Praxis oder Klinik nicht verschiebt oder Knochensplitter in das umliegende Gewebe eindringen.
Wie läuft die Versorgung in der Tierklinik ab?
Die Folgen eines Beinbruchs bei Pferden fallen je nach Art der Verletzung unterschiedlich aus. Wenn es sich um einen glatten Bruch handelt, stehen die Heilungschancen recht gut. Problematisch sind hingegen offene Brüche, bei denen Knochen die Haut durchstoßen haben. Unabhängig davon müssen die Knochenteile zusammengeführt werden, um sie dann mit Schrauben oder Metallplatten so zu fixieren und zu stabilisieren, dass die ursprüngliche Anatomie wiederhergestellt wird. Dabei kommt es verstärkt auf das Können des Tierarztes an, damit das Pferd nach dem Eingriff und dem Heilungsprozess im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf den Beinen stehen kann.
Welche Techniken stehen heute zur Verfügung?
Dank der Entwicklung in der Tiermedizin gibt es für Beinfrakturen bei Pferden heutzutage besondere Kompressionsplatten, die in der Fachsprache als Locking Compression Plates (LCP) bezeichnet werden. Sie verfügen über spezielle Schrauben zur Verriegelung, so dass ein gebrochenes Bein nach der OP stärker belastet werden kann, als das früher der Fall war. Die LCPs sind deshalb eine wichtige Komponente bei dem Eingriff an den Gliedmaßen. In manchen Fällen kann es allerdings passieren, dass die Platten dauerhaft im Bein verbleiben müssen.
TIPP:
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Was sagt die Statistik zu Beinbruchbehandlungen?
In früheren Zeiten war ein Beinbruch das sichere Todesurteil für ein Pferd. Das sieht heute anders aus. Eine Auswertung von Therapieverläufen besagt, dass auf Grund moderner Versorgung nur noch 17 Prozent aller betroffenen Pferde eingeschläfert werden müssen. Bei 36 Prozent genügte eine herkömmliche Behandlung ohne Operation mit Medikamenten und anschließender Physiotherapie. Die restlichen 47 Prozent wurden operiert und die Bruchstelle mit Nägeln, Schrauben oder Platten stabilisiert.
Wie verläuft die Zeit nach der Operation?
Die Zeit unmittelbar nach der OP ist besonders heikel. Manche Pferde wollen nach dem Aufwachen aus der Narkose sofort aufstehen und gehen dabei so ungestüm vor, dass das Ergebnis des Eingriffs stark gefährdet ist. Deshalb solltest du dein Pferd in dieser Phase intensiv betreuen, damit es ruhig bleibt und sich nur langsam erhebt. Absolute Ruhe ohne abrupte Bewegungen ist dann auch in der Box notwendig.
Dabei kann ein entsprechender Verband helfen, um das operierte Bein zu schonen. Vor allem ist darauf zu achten, dass eine Infektion der Wunde vermieden wird, denn eindringende Bakterien können die Knochen porös werden lassen. Sorge dafür, dass dein Tierarzt das Pferd regelmäßig begutachtet und bei Verdacht auf eine Entzündung Antibiotika einsetzt.
Wie lange dauert die Heilung im Durchschnitt?
Nach einem komplizierten Beinbruch bei deinem Pferd musst du dich auf einen langen Heilungsprozess einstellen. Wenn ein chirurgischer Eingriff vorgenommen wurde, darf das betroffene Bein über mehrere Wochen hinweg am besten gar nicht belastet werden. Deshalb muss dein Pferd auch unbedingt in der Box bleiben und darf nicht hinaus auf die Koppel, um plötzliche und schnelle Bewegungen zu vermeiden. Falls du mit dem Tier zuvor an Sportwettkämpfen teilgenommen hast, musst du leider damit rechnen, dass ein solcher Einsatz in Zukunft nicht mehr möglich ist.
Fazit zum Thema Beinbruch beim Pferd
Die moderne Tiermedizin macht es möglich, dass ein Beinbruch heute nicht mehr in jedem Fall eine Einschläferung des Pferdes nach sich ziehen muss. Zwar sind die Kosten für eine Operation sehr hoch, aber die lassen sich mit einer entsprechenden Versicherung abfedern. Als Pferdeliebhaber musst du bei einer Fraktur also nicht in jedem Fall vom Allerschlimmsten ausgehen.
Quellen:
tierarzt-onlineverzeichnis.de/blog/beinbruch-bei-pferden#:~:text=Liegt%20ein%20offener%20Bruch%20vor,Bruchst%C3%BCcke%20ins%20Gewebe%20eindringen%20k%C3%B6nnen.
zueritoday.ch/zuerich/weshalb-ein-pferde-beinbruch-zur-einschlaeferung-fuehren-kann-146474339
tiergesund.de/krankheiten/pferd/beinbruch/https://www.pferde.de/magazin/knochenbruch-beim-pferd-akuter-notfall/
praxistipps.focus.de/beinbruch-beim-pferd-symptome-und-behandlungsmoeglichkeiten_112280
heim-und-haustiere.de/einhufer/pferde-beinbruch.htm
tierspital.uzh.ch/de/Pferde/pferdechirurgie/Dienstleistungen/3-Behandlung-von-Knochenbr%C3%BCchen-Rissen.html
Bildnachweis:
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Danke für den Blog und den Hinweis, das Bein des Pferdes nach der Operation für mehrere Wochen überhaupt nicht zu belasten. Ich habe die Befürchtung, dass mein Pferd sich das Hinterbein gebrochen haben könnte. Für ein Röntgenbild wende ich mich später an eine passende Tierarztpraxis für Großtiere.