Wer sich so glücklich schätzen darf, sowohl Pferd als auch Hund als vierbeinige Begleiter zu haben, der hegt aus verständlichen Gründen mitunter auch den Wunsch nach einer Vereinigung der beiden Vierbeiner – dann liegen Glück und Freude nämlich nicht nur auf dem Rücken des Pferds. Für den gemeinsamen Ausritt eignet sich aber nicht jede Hunderasse, außerdem wird kein Hund pauschal als geeigneter Reitbegleithund geboren – eine zum Vorhaben passende Ausrüstung ist nicht minder wichtig als die Ausbildung von Pferd, Hund und Halter.
Hier erfährst Du, in welchen kleinen Schritten Du die Vierbeiner aneinander gewöhnen kannst, bevor es tatsächlich überhaupt zum ersten gemeinsamen Ausritt kommt. An erster Stelle stehen nämlich erst einmal viele kleinere Übungsschritte, damit der Ausritt später nicht nur allen Beteiligten Freude bereitet, sondern vor allem auch die nötige Sicherheit gewährleistet ist.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Reitbegleithunde und warum sind sie nützlich?
Reitbegleithunde sind natürlich keine eigene Rasse. Der Begriff definiert sich in erster Linie über die Ausbildung des Hundes. Er muss als Jagdtier so ausgebildet und trainiert sein, dass er Seite an Seite mit einem Fluchttier (dem Pferd) laufen kann, ohne dass sich beide Tiere einander stören oder beunruhigen. In der Geschichte waren Reitbegleithunde zudem von besonderer Bedeutung, da sie bei der Jagd die Beute ausfindig machten, markierten und verfolgten, während die Jäger ihnen auf dem Pferd folgten. Das setzte ein perfektes Zusammenspiel zwischen allen drei Parteien voraus. Heutzutage findet eine Jagd in dieser Form meist nur noch aus kulturellen oder traditionellen Gründen statt, trotzdem haben Hund und Pferd, Seite an Seite, definitiv einen Mehrwert.
Ihre Halter lieben das eigene Pferd ebenso wie den eigenen Hund. Es liegt also nahe, dass sie nicht einen der beiden Vierbeiner kurzzeitig zurücklassen möchten, sondern lieber beide Vierbeiner miteinander vereinen und so zugleich sowohl dem Hund als auch dem Pferd die notwendige Aktivität und Bewegung anbieten. Jeder, der schon einmal Seite an Seite mit seinem Hund ausgeritten ist, wird das besondere Gefühl währenddessen bestätigen können – so ein Ausritt muss also keineswegs im Kontext der Jagd stattfinden, sondern kann einfach eine schöne Erinnerung und ein ganz besonderes Hobby sein.
Wie findest Du den passenden Reitbegleithund für Dich und Dein Pferd?
Bereits eingangs haben wir kurz angemerkt, dass prinzipiell fast jede Rasse als Reitbegleiter in Frage kommt. Trotzdem gibt es dahingehend natürlich erhebliche Unterschiede. Niemand sollte auf die Idee kommen mit einem Chihuahua auszureiten. Allein aufgrund der kleinen Körpergröße kann so ein Hund unmöglich zusammen mit einem Pferd auslaufen, selbiges gilt für einen Mops. Pferde sind groß, haben lange Beine und sind in den meisten Fälle lange Ausritte gewöhnt, der Hund muss also schon entsprechend Freude an Aktivität mitbringen – ebenso wie die dafür notwendige Kondition.
Welche Hunderassen eignen sich besonders für Reitbegleithunde?
Typische Rassen für Reisebegleithunde wären beispielsweise:
- Golden Retriever
- Dalmatiner
- Jack Russell Terrier
- Beagle
- Border Collie
- Australian Shepherd und Australian Cattle Dog
Letztgenannte haben ihren Umgang mit anderen Tieren gewissermaßen schon im Namen. Auch das spielt bei Deiner Wahl nach einer geeigneten Hunderasse natürlich eine große Rolle.
Diese Liste soll aber nicht implizieren, dass jede Hunderasse da pauschal immer einen guten Reitbegleithund abgibt. Letztlich kommt es auf den Charakter des Hundes an, der muss natürlich absolut wesensfest sein, bedingungslos auf Herrchen oder Frauchen hören, sich in perfekter Synergie dem Pferd anpassen und außerdem den eigenen Jagdtrieb unter Kontrolle halten können.
Die unterschiedlichen Prägungen bei Hunderassen sind an dieser Stelle zu berücksichtigen. Ein klassischer Jagdhund kommt als Reitbegleithund nur dann in Frage, wenn er den Jagdtrieb beim Ausritt zurückstellen kann. Hüterhunderassen könnten sich hingegen bei einem Ausritt langweilen, sie sehen ihre Lebensaufgabe getreu der Bezeichnung im Hüten von anderen Tieren. Das lässt sich aber ausgleichen, indem Du den Hütehunden ihre eigentliche Wesensaufgabe nicht komplett nimmst. Wer beispielsweise auf einem Bauernhof wohnt, kann ihnen immer noch das Hüten anderer Tiere übertragen und den Ausritt stattdessen als Abwechslung dazu nehmen.
Welche grundlegenden Kommandos sollte Dein Reitbegleithund beherrschen?
Dein Hund muss wesensfest sein und auf alle gängigen Hunde-Kommandos hören. Er muss augenblicklich anhalten, wenn Du das von ihm verlangst, ebenso wie platznehmen oder die Seite zum Pferd wechseln. Kommandos wie „Bei Fuß!“ sollte jeder Hund beherrschen und für solche, die in Kontakt mit anderen Tieren kommen, gilt das umso mehr.
WICHTIG:
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Wie kannst Du Deinen Reitbegleithund erfolgreich ausbilden?
Du kannst die Zügel, im wahrsten Sinne, selbst in die Hand nehmen – besser ist aber der Gang zum Profi. Du musst Dir zu 100 Prozent sicher sein, dass Dein Hund Dir bedingungslos folgt und zu jedem Zeitpunkt, egal wie stark die Ablenkung, auf Dich hört. Markersignale bekommen Hundehalter in der Hundeschule vermittelt. Selbige sind auch bei der Zusammenführung und dem Training zwischen Hund und Pferd wertvoll – ebenso wie klassische Belohnungslisten. Das Training unterscheidet sich allgemein also nicht grundlegend vom Allgemeintraining eines Vierbeiners, wobei durch das Pferd ein zusätzliches Element dazustößt – das der Hund mit seinem Temperament und Wesen bewältigen muss.
Tipp: Beim Training sollten sich Halter nicht ausschließlich auf Clicker verlassen, sondern für beide Tiere ein jeweils eigenes Markerwort etablieren. Das hat den Vorteil, dass Du die Hände beim Ausritt nicht für den Clicker benutzen musst, sondern beide Tiere stattdessen über ihr jeweiliges Markerwort ermutigen kannst.
Beim Training ist außerdem wichtig, vor allem den Hund das Markerwort frühzeitig beizubringen. Hat er eine Anweisung befolgt und zeigt im Training ein positives Verhalten, solltest Du ihn nicht direkt belohnen, sondern vor der Belohnung das Markerwort rufen. Belohnungen sollten, wie immer im Hundetraining, vielseitig sein und sich nicht nur auf Futter beschränken – Spielzeug und aufgebaute Tricks sind als Abwechslung ebenso geeignet.
Vermeide außerdem unbedingt Frustration beim Hund. Das Reittempo ist also an den Hund anzupassen, das Pferd muss sich dafür gegebenenfalls zurücknehmen. Höhere Gangarten solltest Du außerdem nur auf weichen Wegen nutzen, anderenfalls belastet das die Gelenke des Hundes zu sehr.
Welche Methoden und Hilfsmittel sind bei der Ausbildung hilfreich?
Für das Pferd:
- muss mit der Führarbeit vertraut sein
- Akzeptanz von Stimmsignalen
- Toleranz und Reaktion auf Gewichtsverlagerungen
- muss ruhiges und zuverlässiges Stehen beherrschen
- dem Pferd sollte das Gelände für den Ausritt bereits bekannt sein, ebenso die da befindlichen Umweltreize
Für den Hund:
- Clicker und Markerworte nutzen
- Reaktion auf Warten, Bleiben und Stoppsignale
- zuverlässiger Rückruf
- bei Fuß laufen, am Reiterbein laufen und Seitenwechsel
Erneut gilt: Reitbegleithunde sollte man als Laie nicht in Eigenregie trainieren! Es empfiehlt sich unbedingt die Anwesenheit eines professionellen Trainers, damit Du Dich entweder um das Pferd oder den Hund kümmern kannst und die andere Person zeitgleich um den jeweils anderen Vierbeiner. Es ist praktisch kaum möglich beide Tiere zeitgleich in Eigenregie zu trainieren, was aber zwangsläufig notwendig ist.
Mit welchen Trainingschritten kannst du Pferd und Hund einander gewöhnen?
Mit folgenden fünf Übungsmethoden lässt sich ein vertrautes Verhältnis zwischen Pferd und Hund aufbauen:
- Gemeinsame Führübungen und Spaziergänge mit Pferd und Hund.
- Den Hund bei der Platzarbeit dazu nehmen. Er sollte am Rand Platz machen und zuschauen.
- Bei Fuß Übungen am Fahrrad lernen, um den Hund an die Geschwindigkeit und erhöhte Position des Reiters zu gewöhnen.
- Anspringen des Reiterbeines per Holzpferd, Bank oder Mauer trainieren.
- Alle Kommandos erst auf dem Reitplatz oder in der geschlossenen Halle üben, bevor es ins offene Gelände und den Straßenverkehr geht.
Welche Reitbegleithund Ausrüstung benötigst Du?
Selbstverständlich sollte jede Ausrüstung, die Du während des Ausritts oder Trainings benutzt, in einwandfreiem oder wenigstens gutem Zustand sein. Das gilt vor allem für das Pferd, denn die Ausrüstung darf dessen Bewegung nicht zusätzlich irritieren, vor allem nicht bei den ersten Ausritten mit Hund.
Für Dein Pferd benötigst du:
- eine Sicherheitsdecke
- für die Beine Reflektoren
- ausreichend Wasser und Futter
Für den Hund:
- ebenfalls eine Sicherheitsdecke und Reflektorbände
- Sicherheitsgeschirr
- Signalhalsband, am besten mit integrierten Lichtern
- gegebenenfalls einen Pfotenschutz und witterungsbedingt eventuell einen Regen- oder Wintermantel
- eine Leine, die mindestens zwei Meter lang ist, sich in der Länge verstellen lässt, Schlaufen hat und Zugkraft aushalten kann
WICHTIG:
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Für Dich selbst:
- Deine komplette Reiter-Ausrüstung, inklusive Reithelm und Co.
- Pack- und Bauchtaschen
- Sicherheitswesten und -leuchten
- Kotbeutel und Futter- beziehungsweise Trinkversorgung
- Pfeife oder Clicker, um den Hund abzurufen
Fazit: Mit dem richten Training und adäquater Vorbereitung kann auch Dein Hund zum Reitbegleithund werden!
Solange Du Dir nicht einen sehr kleinen Hund anschaffst, der das Tempo nicht halten kann und schlimmstenfalls unter die Pferdehufen kommt, kannst Du mit dem korrekten Training und einer schrittweisen Vorbereitung schon bald eine Zusammenführung anstreben – am besten aber in Zusammenarbeit mit einem Hundetrainer. Ganz wichtig ist dabei immer: Beginne sehr langsam und mit kleinen Ausritten, außerdem solltest Du dem Hund immer mal wieder Zeit zum Schnüffeln und freien Erkunden einräumen.
Quellen:
youtube.com/watch?v=9E2_N4Sw7cU
vfdnet.de/index.php/vielfalt/reitbegleithunde
hunde.de/magazin/welcher-hund-eignet-sich-als-reitbegleiter/
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