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Ausflüge in schneebedeckte Landschaften gehören zu den schönsten Erlebnissen des Reitsports. Doch auch ohne diesen optischen Reiz will dein Pferd im Winter bewegt werden. Welche Aspekte du beim Reiten im Winter berücksichtigen musst, erläutern wir dir hier:
Inhaltsverzeichnis
Ausreiten im Winter – Eine Checkliste für dich und dein Pferd
An sonnigen Tagen mit glitzerndem Schnee und moderaten Temperaturen zeigt sich der Winter von seiner malerischen Seite. Er kann aber auch stürmisch, nass-kalt und trübe sein. Für alle Wetter-Varianten gelten ähnliche Anforderungen, die durch Eis und Schnee ein wenig spezialisiert werden.
Ausflüge ins Gelände erfordern Erfahrung, die regelmäßig aufgefrischt und gecheckt werden muss. Gerade nach längeren Reitpausen ist es notwendig, sich wieder vertraut zu machen mit den Eigenheiten des Pferdes und die eigenen Fähigkeiten kritisch zu hinterfragen. Das geschieht am besten auf sicherem Terrain wie der gewohnten Reithalle oder der angrenzenden Freifläche, wie Reitplatz oder Reitwiese.
Auch dein Pferd sollte bereits Erfahrungen im Gelände gemacht haben und mit dem Wechsel der Jahreszeiten vertraut sein. Klimatische Einflüsse verändern die Optik der Umgebung und können bei ängstlichen Tieren Unsicherheit hervorrufen. Unter einer geschlossenen Schneedecke wirkt die gleiche Landschaft ganz anders als im Frühjahr oder Herbst – und auch fallende Flocken sollte dein Pferd kennen.
Eine optimale Vorbereitung auf das Ausreiten im Gelände sind regelmäßige Spaziergänge mit deinem Pferd. Ihr könnt euch hier schon mit den verschiedenen Gegebenheiten vertraut machen und ganz nebenbei Kondition, Koordination und Kraft verbessern. Als Bonus stärken diese Ausflüge auch das gegenseitige Vertrauen und fördern die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd.
Welche Ausrüstung ist für Ausritte im Schnee geeignet?
Prinzipiell gelten alle Temperaturen unterhalb von 15 Grad Celsius als unkomfortabel für den menschlichen Körper. Er muss ein Mehr an Energie aufbringen, um seine Kernzonen zu schützen – und braucht dafür Unterstützung. Wettergerechte Kleidung ist beim Ausreiten im Winter Pflicht!
Neben gut isolierenden und atmungsaktiven Unterschichten empfiehlt sich eine wind- und wasserdichte Oberschicht. Für die Füße gibt es spezielle Thermosocken und -stiefel. Ebenso wichtig ist das Zubehör deiner Reitkleidung: Da Menschen die meiste Wärme über den Kopf verlieren, solltest du unter der Reitkappe eine dünne Mütze oder ein Stirnband tragen. Den Hals wärmen ein Schal, ein Tuch und/oder eine hochgeschlossene Jacke. Handschuhe dürfen nicht zu dick sein, damit du die Finger bedarfsgerecht bewegen kannst.
Für dein Pferd ist Huf- und Fellpflege (www.stallbedarf24.de/ratgeber/pferd-richtig-putzen-so-reinigst-du-dein-pferd-von-kopf-bis-huf/) das A und O im Winter. Sie trägt dazu bei, natürliche Schutzfunktionen aufrecht zu halten und den Wärmehaushalt des Tieres zu regulieren. Die Trittsicherheit wird von den Bodenverhältnissen und der Beschlagsart beeinflusst. Auf Schnee und Eis sind Barhufpferde im Vorteil, da blanke Hufe einen erstaunlich guten Grip haben und das sogenannte Aufstollen verhindern.
Wenn dein Pferd beschlagen ist, benötigt es zusätzlichen Schutz in Form von Stollen, Stiften oder Hipposchuhen. Gegen das Aufstollen im Schnee helfen spezielle Schneegrips. Informiere dich bei Deinem Hufschmied über die Vor- und Nachteile dieser Elemente oder erkundige dich nach Alternativen. Ein verblüffend einfacher Rutsch-Stopp ist feinkörniger Sand, den du mittels Spezialkleber auf die Eisen und Hufränder aufträgst.
Hast du dich ausreichend lange und schonend erwärmt?
Pferde brauchen immer eine gewisse Aufwärmphase; bei feuchter und kalter Witterung in Kombination mit eingeschränkten freien Bewegungsmöglichkeiten im Winter, ist sie jedoch ungleich länger. Um dein Pferd optimal auf einen Trainingseinheit im Winter vorzubereiten, empfiehlt sich langsames Gehen im Schritt-Tempo. Die Zeitspanne dafür sollte mindestens 20 Minuten betragen; das verbessert die Gleitfähigkeit der Gelenkflüssigkeit und beugt Verschleiß und Verletzungen vor. Die Muskulatur deines Pferdes braucht übrigens deutlich länger, bis sie wirklich warm wird; die Rückenmuskulatur braucht zum Beispiel bis zu 40 Minuten. Durch die Bewegung kommt außerdem der gesamte Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung, sodass sich die Konzentrations- und Wahrnehmungsfähigkeit deines Pferdes erhöht.
Auch du selbst solltest ein paar Dehn- und Aufwärmübungen absolvieren, denn menschliche Muskeln und Gelenke werden beim Reiten ebenso beansprucht wie die von Pferden.
Hast du die Strecke gut geplant?
Nicht nur vor dem Reiten ist Wärme wichtig, sondern auch unterwegs. du weißt von dir selbst, dass Kälte umso schneller wirkt, je weniger du dich bewegst. Lass dein Pferd im Winter nicht unnötig herumstehen, sondern halte „das System“ am Laufen.
Das setzt voraus, dass du eine angemessene Route wählst. Sie darf weder zu lang noch zu anspruchsvoll sein – denn bei niedrigen Temperaturen laufen euer beider Stoffwechsel und Immunsysteme auf Hochtouren. Ihr benötigt mehr Energie als an milden Tagen und macht dadurch schneller schlapp. Daher solltest du die Länge der Strecke und die geplante Geschwindigkeit am aktuellen Trainingszustand deines Pferdes orientieren. Ein guter Anhaltspunkt zur Ermittlung der allgemeinen Fitness ist die regelmäßige Pulsmessung bei deinem Pferd in Ruhe und nach Belastung. Zudem kann zu kalte Luft den Lungen schaden; insbesondere, wenn sich die Atemfrequenz durch Bewegung erhöht.
Nicht zuletzt spielen auch die Lichtverhältnisse eine Rolle bei der Planung. Im Winter dämmert es bereits am Nachmittag, sodass Ihr bei später gelegenen Ausflügen immer schlechter zu sehen seid. Diesem Umstand beugst du durch Hilfsmittel wie Reflektoren oder Selbstleuchter vor. Die wichtigsten Informationen dazu haben wir hier im Ratgeber Reiten im Dunkeln – Worauf musst Du achten? für dich zusammengefasst.
Wo bist du mit deinen Gedanken?
Ganz gleich, ob dich die Umgebung verärgert oder entzückt und egal, zu welcher Jahreszeit du ausreitest: Deine Aufmerksamkeit sollte stets dem Weg und der näheren Umgebung deines Pferdes gelten. Nur so kannst du auf Hindernisse oder Unvorhergesehenes adäquat reagieren. Auch Befindlichkeiten bzw. Befindlichkeitsstörungen kannst du besser erfassen, wenn du dich voll und ganz auf das Reiten konzentrierst.
Zudem hilft dir aufmerksames Beobachten, Risiken zu meiden: Niedrige Temperaturen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von gefrorenen Pfützen oder vereisten Stellen – auch, wenn die Luft Plusgrade hat. Glatte Oberflächen bilden vor allem für dein Pferd Gefahrenquellen, denn hier kann es leicht ins Rutschen kommen und dabei fallen. Das birgt Verletzungsrisiken für euch beide und begünstigt das Ausbilden diverser Ängste.
Hast du die Nachsorge eingeplant?
Wer arbeitet, kommt ins Schwitzen – und Feuchtigkeit wirkt auf die Haut kühlend. Das nasse Fell deines Pferdes kann vor allem bei Zugluft zu Verspannungen und einer erhöhten Infekt-Anfälligkeit führen. Du solltest es ausreichend lang trockenführen oder -reiben bzw. ihm eine Einheit unter dem Solarium gönnen.
Ein ebenfalls mögliche Nachsorge ist das Auflegen einer Abschwitzdecke. Die hochentwickelten Fasern solcher Produkte lassen den Schweiß ungehindert verdunsten und schützen den Pferdekörper vor Zugluft. Sie dürfen jedoch nicht zu lange auf dem Rücken des Tieres verbleiben, da sich der Abschwitz-Effekt sonst ins Gegenteil verkehrt.
Des Weiteren solltest Du nach dem Ausritt die Hufe kontrollieren, damit eingetretene Fremdkörper schnellstmöglich entfernt werden können. Eine gute Portion Heu für dein Pferd und ein warmes Getränk für dich hilft Euch beiden, Kraft zu tanken und Euch auf den nächsten Ausritt im Schnee vorzubereiten.
Fazit: Kompaktwissen zu Ausritten im Winter
Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft ist vor allem im Winter eine tolle Abwechslung zum Reiten in der Halle und können Wohlbefinden, Gesundheit und die Fitness von dir und deinem Pferd unterstützen. Bei Ausritten im Winter gibt es zwar einiges zu beachten; die Regeln dafür sind jedoch kein Hexenwerk – und werden hier noch einmal kompakt zusammengefasst:
- Reite nur bei ausreichend Erfahrung und nach angemessener Aufwärmphase aus!
- Schütze dich und dein Pferd gegen Kälte und schlechte Sicht!
- Bleibt nicht zu lange draußen und schont eure Kräfte!
- Nimm dir Zeit für die Nachsorge und gönn dir auch selbst etwas Gutes!
Quellen:
besthorserider.com/de/horse-riding-skills-checklist/
sueddeutsche.de/panorama/kaelte-schutz-1.5199939
tierarzt-onlineverzeichnis.de/blog/aufstollen-bei-pferden
360gradpferd.de/pferde-aufwaermen-warmreiten/
fitnessfirst.de/magazin/training/abnehmen/abnehmen-durch-kaelte
lunge-zuerich.ch/uber-uns/news/kaelte
wetterkanal.kachelmannwetter.com/bodenfrost-auch-bei-plusgraden/
ghostreiter.at/2021/04/07/angst-beim-reiten-nach-sturz/
tierwelt.ch/artikel/pferde/gut-gedeckt-ist-halb-getrocknet-407384
zooroyal.de/magazin/pferde/pferdefuetterung-im-winter-artgerechte-ernaehrung/
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