Esel gelten als besonders anspruchslose Tiere, da sie deutlich weniger Nahrung als Pferde benötigen. Dennoch oder gerade deswegen sollten Eselhalter bei der Fütterung vorsichtig sein, denn Esel benötigen eine Ernährung, die genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. In unserem Ratgeber erfährst du, was Esel fressen sollten.
Inhaltsverzeichnis
Von der afrikanischen Wüste nach Europa
Der heute in Europa verbreitete Esel stammt von Wildeseln ab, die in der gebirgigen Landschaft Somalias, Äthiopiens und Eritreas beheimatet sind. Der natürliche Lebensraum der Esel zeichnet sich durch eine niedrige Niederschlagsmenge und hohe Temperaturen und somit eine dürftige, nährstoffarme Vegetation aus. Die Herkunft der Esel zeigt, welche Nahrung das Wüstentier tatsächlich benötigt. Das trockene Klima Ostafrikas bietet den Eseln eine karge, energiearme Vegetation, in der die Wildtiere auf der Suche nach Nahrung täglich bis zu 16 Kilometer zurücklegen. Bei langsamer Bewegung suchen die Esel das Gelände ab und verspeisen hier und dort ein wenig Gras, einzelne Blätter, Kräuter, Rinden und Knospen.
Esel brauchen nur wenig Futter, da ihr Verdauungssystem effizient arbeitet und selbst sehr karge Nahrung gut verarbeiten kann. Zudem müssen die Tiere häufig fressen, da ihr Magen ständig Magensäure produziert und längere Fütterungspausen zu Magengeschwüren führen können. Ein Esel sollte in der Regel mindestens alle vier Stunden fressen, um Verdauungsproblemen und Stoffwechselerkrankungen vorzubeugen.
Bei der Eselhaltung in Deutschland ist weitere Vorsicht geboten, da die hiesige Vegetation für die Wüstentiere zu nährstoffreich und das Wetter zu nass ist. Um zu vermeiden, dass die Esel verfetten, musst du als Eselhalter besonders aufmerksam sein. Eine möglichst artgerechte Eselhaltung erfordert, dass das Futter auf so viele Mahlzeiten wie möglich und auf weit auseinander liegende Futterstellen verteilt wird.
MERKE:
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HINWEIS:
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Welche Weide ist für Esel geeignet?
Während der warmen Monate solltest du deine Esel keine Weide abgrasen lassen. Außer bei einer sehr mageren Weide mit energiearmem und rohfaserreichem Gras solltest du die Weidezeit für deine Esel entsprechend begrenzen. In Mitteleuropa sind Weiden für Esel in der Regel viel zu saftig und energiereich und können zu schweren Stoffwechselerkrankungen der Esel führen.
Ideale Eselweiden sind große Flächen mit verbuschtem Grasland, auf denen die Tiere freilaufen können. Hier haben sie neben etwas Gras auch eine größere Auswahl an Büschen und Bäumen, deren Blätter, Rinde und Knospen die Tiere verzehren können.
Esel fressen gerne Heilkräuter und faseriges Gras, aber auch sogenannte Unkräuter wie Brennnesseln, Spitzwegerich, Breitwegerich und Disteln nehmen sie gezielt auf. Giftige Kräuter wie Jakobskreuzkraut meiden Eseln dagegen meist, da sie sich in ihrem Fressverhalten auf ihre Instinkte verlassen. Zudem knabbern Esel gerne an Ästen und Zweigen, da sie Holz benötigen, um sich artgerecht zu ernähren.
Welches Futter sollten Esel erhalten?
Die Wiesen in Deutschland und das davon gewonnene Heu sind meist artenarm und enthalten nur einen Bruchteil der Mineralien und Vitalstoffe, welche Esel in ihrer natürlichen Umgebung verspeisen würden. Deshalb ist es bedeutsam, dass du die Grundnahrung des Esels insbesondere während der Wintermonate durch ein biologisches Mineralfutter ergänzt.
Diese Futtermittel sind bei der Fütterung des Esels besonders wichtig:
- Heu und Stroh
- Wildkräuter
- Äste und Rinde
- Obst- und Gemüsereste
- Salz
- sauberes Trinkwasser
Die Grundnahrung von Eseln: Heu und Stroh
Die Grundnahrung von Eseln besteht aus faserreichem, energie- und proteinarmem Stroh und Heu. Das Heu, was deine Esel fressen, sollte aus vielen verschiedenen Gräsern und Kräutern bestehen und möglichst frei von Klee sein. Am besten portionierst du dabei bedarfsgerecht. Wie oben bereits erwähnt sollten Fresspausen beim Esel nicht länger als vier Stunden dauern.
TIPP:
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Gesunde Kräuter
Auch Kräuter spielen in der Ernährung von Eseln eine wichtige Rolle und gehören zu dem Futter, was Esel fressen sollten. Die Tiere sind bei der Wahl von Kräutern wählerisch und suchen zielsicher nach Pflanzen, die ihren aktuellen Bedürfnissen entsprechen. Deswegen empfiehlt es sich, mit dem Tier gelegentlich auf Spaziergänge oder Wanderungen zu gehen, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich selbstständig die benötigten Kräuter zu suchen. Zur Futterergänzung kannst du den Tieren Kräutermischungen geben.
Äste zum Knabbern
Auch Äste sind unabdingbar für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Eseln. Diese erfüllen nicht nur das große Kaubedürfnis der Vierbeiner, sondern enthalten auch zahlreiche wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Aus diesem Grund sollten Knabberäste in keinem Eselgehege fehlen. Hierzu sind die meisten heimischen Hölzer geeignet – insbesondere Weide, Esche, Erle, Birke sowie diverse Obstbäume. Zudem solltest du den Tieren nach Möglichkeit viele verschiedene Holzarten zur Verfügung stellen. Eine Holzart ist für Esel und Pferde jedoch hochgiftig und sogar tödlich: die Eibe. Deswegen sollten die Tiere niemals in Kontakt mit den Blättern und dem Holz der Eibe gelangen.
Obst und Gemüse in kleinen Mengen
Auch Obst- und Gemüsereste wie Schalen von Äpfeln, Karotten oder Kohlrabi sowie Stiele von Kräutern kannst du deinen Eseln als Futter geben. Vereinzelt kannst du deinen Tieren auch ein Stück Obst oder Gemüse füttern. Die Tiere freuen sich über kulinarische Abwechslung und sind besonders glücklich, wenn sie die nötigen Nährstoffe von Zeit zu Zeit in Form von verschiedenen Leckereien erhalten.
Lebenswichtiges Salz
Salz ist für Esel lebenswichtig. Die Tiere müssen täglich mit Mineralstoffen versorgt sein. Deshalb sollten deine Esel stets Zugang zu einem Salzleckstein für Pferde oder Rinder haben. Einige Esel suchen den Leckstein nach jeder Mahlzeit auf, andere dagegen seltener.
Trinkwasser nach Belieben
Selbstverständlich benötigen Esel in ihrer Haltung auch Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das Wasser muss ihnen ständig in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen – auch in den kalten Monaten. Als Tränken eignen sich beispielsweise große Wasserbehälter mit Selbsttränken oder Weidepumpen, die Grundwasser oder Flusswasser in Tränke-Vorrichtungen pumpen.
BEACHTE:
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Sofern die Wasserqualität ausreichend hoch ist und die Tiere daran gewöhnt sind, können sie auch direkt aus Fließgewässern auf der Weide trinken. Dabei musst du aufpassen, dass der Zugangsbereich zum Gewässer nicht zu nass ist.
Was sollten Esel nicht essen?
Am besten informierst du dich über giftige Bäume und andere giftige Pflanzen, so dass du sie von der Eselweide verbannen kannst. In der Regel können sich Esel jedoch bei der Wahl ihrer Nahrung auf ihre Instinkte verlassen. Giftbäume wie Goldregen und Robinie meiden die Tiere instinktiv. Da die Eibe in den Herkunftsregionen der Esel nicht vorkommt, ist ihnen der Baum unbekannt. Als Eselbesitzer musst du deshalb darauf achten, dass dein Tier nicht in Kontakt mit dem giftigen Baum kommt.
Zudem sollten Esel auf keinen Fall zu viel frisches Gras verspeisen, da dieses für das Verdauungssystem des Esels zu viel Eiweiß und Energie enthält. Frisch bewachsene Frühjahrsweiden mit reichem Gras- und Kleebewuchs sind für Esel nicht geeignet.
Kraftfutter (Getreide) solltest du deinem Esel nur in sehr geringen Mengen füttern und nur dann, wenn das Tier arbeiten muss oder eine laktierende Eselstute zusätzlich Energie benötigt.
Wie beurteilst du den Ernährungszustand deines Esels?
Folgende Merkmale können dir helfen, den Ernährungs- und Gesundheitszustand deines Esels einzuschätzen. Dabei musst du unbedingt das Tier durchtasten, damit dich das dicke Fell nicht täuscht.
Dein Esel ist zu dünn
- Deutlich hervortretende Rippen
- Hervortretende Wirbelsäule
- Kein fühlbares Fettgewebe
- Schulterknochen eckig und leicht fühlbar
Dein Esel hat einen gesunden Ernährungszustand
- Rippen leicht fühlbar
- Glänzendes Fell
- Nach oben stehende Mähne
- Hals geht glatt in Schulter
Dein Esel ist zu dick
- Wirbelsäule und Rippen nicht erkennbar
- Seitlich umkippende Mähne
- Abgerundeter Widerrist
- Tiefe Falte in der Mitte des Rückens mit seitlichen Fettwülsten
Quellen:
artgerecht-tier.de/pferde/d-die-ernaehrung-des-haus-esels-932896044
ahiyus.de/fuetterung-menu/fuetterung/
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