Was machst du, wenn dein Hund ein orthopädisches Problem hat? Körperliche Einschränkungen sind für Tiere nicht zu verstehen oder zu akzeptieren. Als Hundebesitzer möchtest du deinem Tier helfen. Und tatsächlich gibt es Hilfsmittel für Hunde mit Handicap, die ihnen zumindest einen Teil ihrer gewohnten Beweglichkeit zurückgeben. Orthesen nennt man die orthopädischen Hilfen, die exakt angepasst werden und die Hunde-Gelenke von außen stützen.
In unserem Ratgeber erfährst du, wie du deinem Liebling mit Orthesen das Leben erleichtern kannst.
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist eine Orthese für Hunde?
Unter einer Orthese für Hunde versteht man ein medizinisches Hilfsmittel, das dem Tier äußerlich angelegt wird. Du setzt es ein, um einen nur noch eingeschränkt funktionstüchtigen Körperteil zu unterstützen. Abhängig von der Diagnose verwendet man eine gelenkbewegliche, teilbewegliche oder fixierende Orthese.
Der Name einer Orthese enthält den Namen des Gelenks oder der Körperteile, die die Orthese umgibt. Zum Beispiel umspannt die Knieorthese für Hunde das Kniegelenk des Hundes.
Was ist der Unterschied zwischen Orthesen und Prothesen?
Der Unterschied zwischen Orthese und Prothese ist folgender: Während eine Prothese bei Amputationen ein ganzes Körperteil ersetzt, soll die Orthese ein krankes oder verletztes Körperteil unterstützen. Das kranke oder verletzte Körperteil bleibt erhalten und wird je nach Krankheitsbild außerdem physiotherapeutisch behandelt. Dein Hund macht dann eine Art Krankengymnastik, um die Kraft in dem erkrankten oder verletzten Körperteil zu erhalten oder wieder aufzubauen.
Solange die eigene Kraft nicht ausreicht, unterstützt die Orthese dein Tier. Orthesen passt man wie Prothesen individuell an. Die orthopädischen Hilfsmittel müssen eng sitzen, um ausreichend unterstützen zu können. Dabei dürfen sie weder drücken noch reiben.
Wann setzt man Orthesen für Hunde ein?
Du erkennst ein Gelenkproblem bei deinem Hund daran, dass er lahmt oder sich nur unter Schmerzen oder steif bewegt. Ein Anzeichen für Schwierigkeiten mit den Gelenken kann außerdem sein, dass er nicht mehr mit dir Gassi gehen möchte. Dann solltest du einen Tierarzt aufsuchen, damit dieser deinen Liebling gründlich untersucht.
Der Tierarzt stellt eine Diagnose und wird dir gegebenenfalls mit Hilfe der Befunde und Röntgenbildern empfehlen, eine Orthese zu bestellen bzw. herstellen zu lassen. Orthesen stabilisieren, fixieren und entlasten das betroffene Gelenk. Abhängig von der Diagnose trägt der Hund die Orthese dauerhaft, kurzfristig oder nur zu bestimmten Zeitpunkten.
Zu den Auslösern von Gelenkerkrankungen bei Hunden gehören:
- Krankheiten
- Hohes Alter
- Genetische Veranlagung
- Überbelastung durch Übergewicht
- Überbelastung durch zu viel Hundesport
- Unfälle
Orthesen unterstützen den Skelett- und Muskelapparat deines Tieres beispielsweise bei:
- Ruhigstellen des Gelenks nach Operationen
- Verletzungen und Durchtrittigkeit von Sehnen (zum Beispiel Achillessehne)
- Bei Osteoporose oder Osteosarkom
- Bei verkürztem Vorderbein oder Hinterbein zum Ausgleich der Länge
- Fehlstellungen von Gliedmaßen
- Bei Arthrose
Die Orthese als Stütze nach Frakturen
Wenn dein Hund nach einem Knochenbruch operiert werden musste, kannst du mit einer Orthese ein Gelenk oder mehrere seiner Gelenke ruhigstellen oder dafür sorgen, dass er sie nur eingeschränkt bewegen kann. Die Orthese ist ein perfektes Hilfsmittel in der Rehabilitation nach Frakturen.
Die Orthese zur Stabilisierung bei Muskel-, Sehnen- oder Bandverletzungen
Eine Orthese unterstützt die richtige Gelenkführung nach Muskel- oder Bandverletzungen wie beispielsweise Achillessehnenanriss oder Kreuzbandriss.
Orthesen für Hunde setzt man außerdem bei Durchtrittigkeit (Hyperextension) und übermäßiger Beugung (Hyperflexion) ein. Die Durchtrittigkeit kommt im Vorderfußwurzelgelenk (Gelenk des Karpus) oder im Sprunggelenk des Hinterbeins vor, während die übermäßige Beugung das Sprunggelenk betrifft.
Ein Gelenk in der Orthese sorgt dafür, dass die Gelenkbewegung nicht über die Norm stattfindet.
Eine Orthese gibt Sicherheit bei kranken Knochen
Ist dein Hund an Osteoporose oder einem Osteosarkom erkrankt, gibt die Orthese Halt und Stärke. Die Orthese entlastet die kranken Körperteile, reduziert Schmerzen und verringert nachfolgende Schäden.
Aber auch wenn bei deinem Hund einzelne Gliedmaßen kürzer sind (Ausnahme Amputation), ist eine Orthese hilfreich. Das kannst du in etwa mit orthopädischen Einlagen oder erhöhten Schuhsohlen bei verkürzten Beinen bei Menschen vergleichen.
Arthrose beim Hund – häufiger Grund für eine Orthese
Ältere Hunde leiden häufig unter Arthrose. Die Gelenkentzündungen schmerzen bei jeder Bewegung und können sogar zu Blockaden der Gelenke führen. Nicht immer reichen entzündungshemmende Medikamente und eine angepasste Ernährung aus. Wie beim Menschen ist die Erkrankung Arthrose nicht heilbar, aber du kannst ihre Symptome behandeln. Eine Orthese stützt die geschwächten Gelenke von außen, übernimmt einen Teil der Arbeitslast und lindert auf diese Weise Schmerzen. Bei Arthrose ist eine ergänzende Physiotherapie für Hunde gut geeignet.
Ein bedeutsamer Unterschied zwischen Menschen und Hunden ist jedoch, dass Menschen genau sagen können, was ihnen wo und bei welcher Bewegung wehtut. Diese Schmerzen kann der Arzt genau abklären. Hunde leiden oft lange, bevor ein Tierarzt die Ursachen der Schmerzen feststellt und daraufhin behandelt.
Sind Orthesen besser geeignet als Bandagen?
Es muss nicht immer eine Orthese sein. Oft reichen Hundebandagen bei Gelenkproblemen aus. Diese sind weicher und umschließen die betroffenen Körperstellen sehr eng und liegen direkt auf Haut oder Fell auf. Haut und Fell müssen gepflegt und sauber sein, damit es zu keinen Druckstellen und Wunden in den Bereichen kommt.
Mit einer Bandage kannst du deinen Hund bei verschiedenen Abläufen im Alltag ebenfalls sinnvoll unterstützen. Sie versorgt ein verletztes oder krankes Körperteil leichter und dynamischer als eine feste Orthese.
Sprich mit deinem Tierarzt, welche Therapie bei der Diagnose deines Hundes besser helfen wird.
Wann setzt man einen Rollwagen für Hunde ein?
Einen Rollwagen verwendest du für deinen Hund, wenn er seine Hinterbeine wegen einer Lähmung nicht mehr bewegen kann. Außerdem unterstützt und entlastet der Rollwagen und reduziert Schmerzen beim Bewegen, wenn die Hintergliedmaßen erkrankt oder verletzt sind. Der Hund kann sich wieder selbstständig fortbewegen und selbst aktiv sein.
Wie sehen Hunde Orthesen aus?
Wie kann man sich eine Orthese für den Hund vorstellen? Kleine Hunde, große Hunde, breite Rücken oder lange Hinterläufe – unterschiedliche Größen und Formen von Orthesen für Hunde sind zwangsläufig gegeben.
Männer und Frauen sieht man häufig wegen verletzter Kreuzbänder mit Knie-Orthesen. Das sind Gestelle aus Stahlstreifen und polsternden Einlagen sowie Kunststoffgelenken. Bei deinem Hund sieht eine Orthese etwas anders aus. Beim Tier reicht ein einfaches Gestell um das Gelenk in der Regel nicht aus. Gurte sorgen dafür, dass die Orthese gut sitzt. Sie muss nach jedem Abnehmen neu angepasst werden. Deshalb wirst du beim ersten Anpassen des Hilfsmittels in das Handling eingewiesen.
Oft handelt es sich bei einer Orthese für den Hund um ein individuell angefertigtes Einzelstück. Das musst du dir als Hundebesitzer leisten können. Wenn du eine Versicherung für dein Tier abgeschlossen hast, übernimmt sie gegebenenfalls einen Teil der Kosten.
Wie wird ein orthopädisches Hilfsmittel für Hunde hergestellt?
Im ersten Schritt muss ein Gipsabdruck genommen werden. Deutlich müssen sich Gelenkform und Zehen sowie die Ballen der Pfote und eventuelle Deformierungen abzeichnen. Umfang und Höhe der Orthese lassen sich ebenfalls am Gipsabdruck ablesen.
Einen korrekten Gipsabdruck herzustellen ist eine Herausforderung, da verletzte oder kranke Tiere niemanden gerne an das schmerzende Körperteil heranlassen.
Mit dem Gipsabdruck als Grundlage wird ein Modell der Orthese erstellt. Diese besteht in der Regel aus Kunststoff, unter anderem werden Karbonfasern verwendet. Das Hilfsmittel ist dementsprechend leicht.
Damit die Orthese exakt passt, kann sie in Handarbeit laminiert, geschliffen, gebohrt und genietet werden. Der Techniker näht Polster ein, damit die Orthese soft und bequem sitzt. Es kann bis zu zwanzig Arbeitsstunden dauern, um die Orthese herzustellen. Zwischen Gipsabdruck und dem Anpassen der Orthese liegen meist zwei bis drei Wochen.
Wichtig ist, dass das Hilfsmittel keine Druckstellen verursacht. Beim Menschen ist diese Anpassung einfach: Der Fachmann legt die Orthese an und dann bewegt man sich. Man sagt, ob es drückt, zwickt oder reibt. Hunde können sich nicht äußern, so dass das Urteilsvermögen der Menschen gefragt ist, die die Orthesen anpassen und den Hund damit beobachten.
Orthesen brauchen Eingewöhnungszeit
Was am Körper deines Hundes befestigt wird, ist ihm verständlicherweise erst einmal nicht geheuer und stört ihn. Trotzdem zeigt die Erfahrung, dass die Tiere die Orthesen erstaunlich schnell akzeptieren. Die Hunde spüren, wie viel einfacher sie sich mit dem orthopädischen Hilfsmittel bewegen können, und nehmen diese Hilfe gerne an. Die Orthese sorgt für weniger Fehlbelastungen und Muskelverspannungen und Schmerzen lassen nach.
Überfordere deinen Hund nicht!
Durch die Orthese ändert sich die gesamte Körperhaltung deines Hundes. Die verschiedenen Muskelgruppen spielen beim Laufen, Rennen und Toben nun ganz anders zusammen. Das kann erst einmal für einen Muskelkater sorgen. Um weitere Verletzungen zu vermeiden, sollte dein Tier in dieser Zeit physiotherapeutisch begleitet werden.
Quellenangaben:
tierwelt.ch/news/haustiere/wie-man-dem-hund-beine-macht
sanitaetshaus-fuer-tiere.de/orthesen/
tierortho.de/fachbereiche/orthesen
ortocanis.com/de/
rehatechnik-tiere.de/bandagen-orthesen.html
vet-al.de/produkte/hunde-orthesen/
wikipedia.org/wiki/Prothese
medpertise.de/orthese/
Danke für den hilfreichen Beitrag! Gut zu wissen, dass Orthese dafür sorgen, dass weniger Fehlbelastungen und Muskelverspannungen auftreten und so die Schmerzen nachlassen. Mein Hund benötigt wahrscheinlich auch eine Orthese. Dafür werde ich morgen früh einen Fachmann für Rehatechnik bei Tieren aufsuchen.