Häufig gestellte Fragen zu Feldhasen (FAQ)
Wie alt werden Feldhasen?
Feldhasen werden in freier Wildbahn im Schnitt nur 3 bis 4 Jahre alt. Doch viele Jungtiere werden nicht einmal ein Jahr alt. Das ist überraschend kurz, wenn man bedenkt, dass sie unter idealen Bedingungen – also ohne Raubtiere, Krankheiten oder schlechte Witterung – tatsächlich bis zu 12 Jahre erreichen können. Leider schaffen es aber nur die wenigsten Feldhasen, dieses Alterspotenzial auszuschöpfen. Raubtiere wie Füchse und Greifvögel, die harte Nahrungssuche im Winter, der Straßenverkehr und nicht zuletzt auch die Jagd: All das reduziert ihre durchschnittliche Lebenserwartung erheblich. In Gefangenschaft, wo sie geschützt und gut versorgt sind, sieht das Ganze natürlich anders aus und sie können ein langes, friedliches Leben führen.
Wie ernähren sich Feldhasen?
Im Frühjahr und Sommer steht für Feldhasen alles, was saftig und frisch ist, hoch im Kurs: Gräser, Kräuter und die Blätter von Kulturpflanzen wie Soja, Klee und sogar Klatschmohn gehören dann zu ihren Lieblingsspeisen. Diese pflanzlichen Leckerbissen bieten ihnen jede Menge Nährstoffe und sind die Hauptenergiequelle während der wärmeren Monate. Wenn es jedoch in den Herbst und Winter geht und die Pflanzenvielfalt abnimmt, passen sich die Langohren clever an. Dann verlegen sie sich auf energiereiche Getreidesorten wie Winterweizen und machen auch vor Knollen und Wurzeln nicht halt. Sie schlemmen, was die karge Jahreszeit hergibt – dazu gehören sogar Zuckerrüben, Karotten und, wenn nötig, Zweige, Knospen und die Rinde von jungen Obstbäumen. Sie wählen ihre Nahrung sehr gezielt und greifen vor allem zu energiereichen und fettigen Pflanzenbestandteilen, um ihren hohen Energiebedarf zu decken. So kommen sie auch in den kalten Monaten gut durch.
Wie schlafen Feldhasen?
Im Gegensatz zu Kaninchen graben Feldhasen keinen festen Bau in die Erde. Stattdessen legen sie sich in flachen Mulden am Boden, den sogenannten Sassen, zur Ruhe. Diese graben sie mit ihren Vorderläufen. Eine solche Sasse ist nur etwa 10 cm tief und hinten ein bisschen breiter als vorne. Das mag ziemlich schlicht klingen, aber für den Feldhasen ist das perfekt, weil es ihm genug Schutz und Deckung bietet, ohne dabei allzu auffällig zu sein.
Durch diese Taktik bleiben sie flexibel und mobil, was ihnen das Überleben in offenen Landschaften deutlich erleichtert. Denn anders als Tiere mit festen Wohnsitzen wechseln Feldhasen ihren Schlafplatz ständig und suchen sich jeden Tag eine andere Stelle. Doch bleiben sie ein Leben lang in ihren gewählten Revier. Eine richtige Hasenwohnung gibt es darin zwar nicht, aber das hat seinen Grund: Die täglich neue Ortswahl sorgt dafür, dass Raubtiere sie schwieriger aufspüren können. Das ist auch ein Grund, warum Hasen einen richtig weiten Sprung in ihre Sasse machen – einfach, um keine Duftspur zu hinterlassen. Wobei Feldhasen an den Pfoten gar keine Duftdrüsen besitzen.
Ihre Sassen schaffen sie gerne nahe Grasbüscheln oder Steinen, die zusätzlich vor Wind schützen. Tagsüber ist der Feldhase allerdings nicht komplett in der Tiefschlafphase. Stattdessen bleibt er in einem leichten Schlaf und ist dabei unglaublich wachsam. Seine großen Augen und Ohren sind so positioniert, dass er selbst im Schlaf kleinste Bewegungen und Geräusche in seiner Umgebung mitbekommt.
Wie sind die Sinnesleistungen von Feldhasen?
Feldhasen sind echte Meister der Wahrnehmung, denn ihre Sinne sind perfekt darauf abgestimmt, sie sicher durch die offenen Landschaften zu bringen. Mit ihren großen, seitlich am Kopf platzierten Augen haben Feldhasen fast ein komplettes Rundumsichtfeld. Das bedeutet: Sie können fast alles um sich herum im Blick behalten, ohne den Kopf drehen zu müssen. Nur ein kleine Blickfeld gleich vor dem Kopf bleibt ihnen komplett verwehrt. Außerdem sind sie ein wenig kurzsichtig, aber wenn es um Bewegungen geht, haben sie echte Adleraugen – jede noch so kleine Veränderung wird sofort registriert. Besonders bei Dämmerung und in der Nacht sind ihre Augen ein echter Vorteil, denn dann sehen sie besonders gut. Auch ihre langen Ohren sind ein wahres Wunderwerk. Diese Löffel kann der Feldhase unabhängig voneinander bewegen, wodurch er Geräusche präzise orten kann. Außerdem hat der Feldhase einen exzellenten Geruchssinn, und das kommt ihm in vielerlei Hinsicht zugute. Auf der Suche nach Futter nutzt er seine Nase, und auch bei der Orientierung hilft sie ihm weiter. Zudem kann er mithilfe seines Geruchssinns Artgenossen oder Feinde frühzeitig erschnuppern – eine wichtige Überlebensstrategie in der Wildnis. Mit seinen Schnurrhaaren, auch Vibrissen genannt, tastet er sich zudem durch die Landschaft.
Worin unterscheiden sich Feldhasen und Kaninchen?
Auch wenn Feldhasen und Wildkaninchen auf den ersten Blick ähnlich aussehen und eine Verwandtschaft deutlich erkennbar ist, sind sie eigentlich ziemlich unterschiedlich. So sind Feldhasen unverkennbar größer und bringen es auf stolze 3,5 bis 7 kg, während Kaninchen mit 1 bis 3 kg eher leichtgewichtig unterwegs sind. Feldhasen haben außerdem längere Ohren mit einem charakteristischen schwarzen Fleck an der Spitze und kräftigere Hinterläufe als Kaninchen. Ein weiterer Unterschied: Feldhasen lieben die offene Weite. Felder und Wiesen sind ihr Zuhause. Sie graben keine unterirdischen Baue wie Kaninchen, sondern machen es sich in flachen Mulden bequem. Kaninchen dagegen bevorzugen dichtes Gelände und haben aufwendige unterirdische Bausysteme, in die sie sich bei Gefahr sofort zurückziehen. Feldhasen sind außerdem waschechte Einzelgänger und leben allein, während Kaninchen wahre Teamplayer sind und gesellig in Gruppen zusammenleben. Beide fressen Pflanzen, aber ihre Vorlieben sind unterschiedlich: Feldhasen knabbern gerne an Zweigen und Baumrinde. Kaninchen hingegen halten sich lieber an das weichere Grün, wie Gräser und Kräuter. Nur gelegentlich kommen Äste und Rinden auf den Speiseplan.
Wie gefährdet sind Feldhasen?
Feldhasen sind in vielen Teilen Europas stark zurückgegangen; besonders in Deutschland zeigt sich das deutlich. Von rund 4 Millionen Feldhasen im Jahr 2011 sank die Population bis 2016 auf etwa 2 bis 3 Millionen Tiere. Während die IUCN den Feldhasen global als „nicht gefährdet“ einstuft, gilt er in Deutschland bereits als „gefährdet“ und in einigen Bundesländern sogar als „stark gefährdet“. Der Hauptgrund für diesen Rückgang liegt in der intensiven Landwirtschaft: Monokulturen, Dünger- und Pestizideinsatz sowie riesige Felder ohne Rückzugsorte zerstören die Lebensräume des Feldhasen. Besonders betroffen sind Ostdeutschland mit nur 3 bis 5 Tieren pro Quadratkilometer, während im Westen, etwa in Nordrhein-Westfalen, bis zu 17 Tiere pro Quadratkilometer vorkommen. Obwohl global nicht direkt bedroht, ist der Feldhase in Mitteleuropa auf Schutzmaßnahmen angewiesen, um seinen Rückgang zu stoppen.
Sind Feldhasen auch in Städten zu finden?
Ja, Feldhasen sind mittlerweile auch in Städten anzutreffen, was seit etwa 15 Jahren als Landflucht bezeichnet wird, hauptsächlich motiviert durch die Nahrungssuche. In Großstädten wie Berlin finden sie auf ungenutzten Brachflächen eine abwechslungsreiche Flora für ein reichhaltiges Nahrungsangebot – in Bezirken wie Lichtenberg und Marzahn wurden sogar 10 bis 12 Hasen pro 100 Hektar gezählt, was doppelt so viel ist wie im ländlichen Brandenburg. Auch in Städten wie Stuttgart sind sie bereits gesichtet worden, wo sie große Freiflächen zwischen Hochhäusern und in Grünanlagen nutzen, um Nahrung und Schutz zu finden. Diese städtischen Lebensbedingungen bieten oft geringeren Feinddruck und mehr Nahrungsvielfalt, auch wenn sie nicht mit ihrem natürlichen Lebensraum konkurrieren können.
Warum sieht man Feldhasen selten im Wald?
Feldhasen sieht man selten im Wald, und das hat seine Gründe: Ursprünglich sind sie Steppenbewohner und lieben offene Landschaften wie Felder, Wiesen und Ackerflächen. Dort finden sie nicht nur ihr bevorzugtes Nahrungsangebot aus Gräsern und Kräutern, sondern können auch ihr ausgezeichnetes Sehvermögen nutzen. Im dichten Wald ist diese Sicht eingeschränkt, was ihre Fluchtstrategien behindert. Wenn es brenzlig wird, setzen Feldhasen auf ihre Schnelligkeit – bis zu 70-80 km/h – die sie auf freiem Feld besser ausspielen können als zwischen Bäumen und Unterholz. Trotzdem nutzen sie lichte Waldränder und kleine Gehölze gelegentlich als Rückzugsorte, besonders im Winter oder bei schlechtem Wetter.
Hallo Anja,
Da lese ich in einem Artikel: ‚ Die Zahl seiner Feinde ist groB. Auch Jäger und Hunde sind hinter ihm her. Sieht er einen so verfolgten Kameraden, der nicht mehr weiterkann, springt er statt seiner hinaus und täuscht die hetzenden Hunde, wahrend der andere sich birgt, und rettet so den Bruder.
Ist so etwas wahr und wirklich wahrgenommen?
Pieter, Niederlande
Lieber Pieter,
vielen Dank für deinen Kommentar und deine Fragen.
Tatsächlich kann ich nicht sagen, ob Feldhasen auf diese Weise agieren. Doch weiß man beispielsweise von Wildgänsen, dass sie als Zugvögel auf ihren Routen gen Süden und eben wieder zurück gen Norden, verletzte oder erschöpfe Artgenossen nicht allein zurücklassen. Ein bis zwei andere Gänse bleiben oft bei dem schwächeren Tier, bis es sich erholt hat oder eben verstorben ist. Die Menschheit weiß einfach noch zu wenig von der großen Liebesfähigkeit und dem Herzgefühl von Tieren. Aber warum sollte so etwas, was Du beschrieben und gelesen hast – obwohl Feldhasen in der Regel und außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger sind – nicht auch schon passiert sein. Ich glaube, alles ist möglich.
Liebe Grüße,
Anja