Erst seit einigen Jahrzehnten gibt es Maschinen, die das Melken von Kühen erleichtern und den Vorgang beschleunigen. Davor wurde mit der Hand gemolken. Doch wie genau wurde das früher überhaupt gemacht? Und wie funktionieren die modernen Methoden?
Inhaltsverzeichnis
Melken vor 50 Jahren und früher
Handmelken will gelernt sein
Wenn die Kühe im Stall angebunden waren, kletterte man zu ihnen hinein, setzte sich mit dem Hocker dicht an eine Kuh und stellte einen Eimer unter den Euter. Die Zitzen wurden gereinigt, mit Melkfett eingerieben und ein wenig massiert. Beim Melken selbst brauchte es sehr viel Routine und Kraft, damit die Milch schnell genug in den Euter floss und die Kuh keine Schmerzen hatte. Es war ein sehr mühevoller Prozess und pro Kuh brauchte man, wenn man geübt war, etwa sechs Minuten. Eine Arbeitskraft konnte also pro Stunde nur sechs Tiere melken. Die Milch wurde in Milchkannen gesammelt und anschließend durch ein Siebtuch geschüttet. Dann standen die Milchkannen zur Kühlung über Nacht in kaltem Wasser. Am nächsten Morgen wurden sie vom Milchwagen abgeholt und in die Molkerei gefahren.
Melken bei Wind und Wetter auf der Weide
In vielen Betrieben blieben die Kühe über die Sommermonate auf der Weide. Das bedeutete, dass man zwei Mal am Tag hinausgehen und sie dort melken musste – bei jedem Wetter. Oftmals waren es die Frauen, die mit Unterstützung der Kinder für das Melken zuständig waren. Sie nahmen Eimer und Milchkannen auf einem kleinen Milchwagen oder einem Fahrrad mit. Die Kühe waren auf der Weide häufig sauberer als im Stall und die Zitzen waren schneller gereinigt. Doch sie grasten weit voneinander entfernt, sodass die Frauen für das Melken mehrerer Tiere viele Meter gehen mussten. Meistens standen die Kühe ruhig und ließen das Melken geschehen, weil die Milch im Euter drückte. Außerdem wurden sie für ihre Geduld gelobt und gestreichelt. Doch junge Kühe konnten auch unruhig sein und nach dem Melker treten. Dann war eine zweite Person nötig, die die Kuh festhielt. Auch auf den Schwanz musste man aufpassen, weil der den Melker schmerzhaft im Gesicht treffen konnte. Kaum Milchertrag hatte man bei Gewitter, weil die Kühe dann nicht lange stillhielten und vor Panik über die Weide rannten.
Melken in heutiger Zeit – unterstützt durch Automatismen und Robotik
Der Melkstand und der Melkroboter
Der technologische Fortschritt machte natürlich keinen Halt vor dem Kuhstall. Es gibt heutzutage verschiedene Arten von Melkständen, die das Melken unterschiedlich stark automatisieren. Bei den meisten davon kann auf die menschliche Arbeitskraft noch nicht komplett verzichtet werden, aber es werden deutlich weniger Arbeiter benötigt. Die Melker stehen in einer Grube, die niedriger angelegt ist als der Standplatz der Kühe, damit sie das Melkzeug am Euter anbringen können, ohne sich zu bücken. Vier Melkbecher – für jede Zitze einer – imitieren die Bewegungen, die ein saugendes Kalb machen würde. Durch Unterdruck wird die Milch aus der Zitze gezogen. Sie fließt durch Schläuche direkt in einen Milchtank.
Die verschiedenen Melkstände
Beim Side-by-Side oder auch Parallelmelkstand stehen die Kühe im rechten Winkel zur Melkgrube und der Melker greift durch die Hinterbeine. Ähnlich ist der Fischgrätenmelkstand aufgebaut, nur dass die Kühe hier leicht schräg zur Melkgrube stehen, damit die Tiere den Melkstand schneller betreten und verlassen können. Beide Varianten haben den Nachteil, dass die Kühe warten müssen, bis alle ausgemolken sind, bevor sie wieder hinaus gehen können. Beim Tandemmelkstand haben die Kühe eigene Tore. Sie stehen hintereinander parallel zur Grube und schauen alle in dieselbe Richtung. So können sie das Geschehen beobachten und verhalten sich gegebenenfalls ruhiger. Größere Betriebe arbeiten häufig mit einem Melkkarussell. Dabei betreten die Kühe eine rotierende Plattform und bekommen dort das Melkzeug angebracht. Nach einer dreiviertel Drehung ist die Kuh fertig und kann die Plattform in einen abgetrennten Bereich wieder verlassen, sodass ihr Platz für die nächste Kuh frei wird.
Leichtere Arbeit und verbesserte Tiergesundheit durch Robotik – Vorteile
Es gibt Melkroboter, die alle Arbeiten ohne menschliches Zutun verrichten. Diese sind mit optischen Sensoren, Ultraschall und Laser ausgestattet und können das Melkzeug eigenständig an der Kuh anbringen. Auch das Reinigen der Zitzen vor und nach dem Melken und das Stimulieren des Milchflusses passiert automatisch. Die Roboter leisten auch ihren Beitrag für das Tierwohl: Sie analysieren, wie viel Milch noch im Euter ist, sodass keine Gesundheitsschäden durch Milchreste entstehen. Das Melkzeug wird nach jeder Kuh desinfiziert, um Krankheitserreger einzudämmen. Manche Modelle können sogar die elektrische Leitfähigkeit der Zitze überprüfen und damit das Krankheitsrisiko der Kuh abschätzen.
Quellen:
https://unterrichtmalanders.files.wordpress.com/2017/03/4-_melken.pdf
http://tantelotti.de/kuehe-von-hand-gemolken/
https://www.wegedermilch.de/
https://www.nwzonline.de/frueh-aufstehen-muss-nur-der-roboter_a_1,0,656532229.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Melkstand
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Kühe melken. Mein Onkel ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und erzählt gerne wie er noch selbst gemolken hat und das ohne Dippmittel oder Milchpumpen. Gut zu wissen, dass die Melkroboter es heute ermöglichen, dass die Kühe keine Gesundheitsschäden durch Milchreste im Euter erleiden.